Publikationen

„Ski: Sport & Kunst – Leidenschaft – Glamour – Athletik, in: Internationaler Skiverband/Marc Hodler Foundation (Hrsg.), 2. Fis Forum. Skisport in der Bildenden Kunst. Planegg 2006, 28 – 70.

(...) Dass der Skisport als Freizeitvergnügen ein elitärer, glamouröser Sport war – und auch heute noch ist –, spiegelt sich beispielhaft in den folgenden Gemälden von Tamara de Lempicka und Dieter Asmus wider: Das Ölgemälde auf Holz von Tamara de Lempicka (1898–1980) [Abb. S. 42] zeigt das Bildnis einer modisch gekleideten jungen Frau, ihre Gestalt nimmt fast vollständig den Bildgrund ein: Das intensive Rot ihres Pullovers steht in einem starken Kontrast zum Weiß des Schnees, sie stützt sich mit beiden Händen auf einen Skistock. Sie wirkt allerdings keineswegs erschöpft, vielmehr steigert sich ihre Haltung zur Pose. Diese Szene wirkt, als sei sie einem Hochglanzmodejournal entnommen.
Durch das leuchtende Rot ihrer Lippen und den melodramatischen Augenaufschlag, der an Stummfilmstars wie Asta Nielsen erinnert, verwandelt de Lempicka die unbekannte Schönheit in eine Femme fatale vor der eisigen Kulisse des mondänen St. Moritz. (...)

Asmus

Glamour und Luxus des Skisports kommen wohl am wirkungsvollsten in der Mode zum Ausdruck, und es sind die Frauen, die sie zur Schau tragen, wie es auch der Hamburger Künstler Dieter Asmus (*1939) mit seiner Ski-Urlauberin von 1977 [Abb. S. 45] zeigt. Der Maler löst die Figur aus ihrer Umgebung und stellt sie in einen leeren, kühl anmutenden Raum:Von diesem flächig mit vielen Lasuren gemalten Hintergrund hebt sich die Figur in brillanter Farbigkeit und Plastizität ab. Die Oberfläche des Ölgemäldes zeigt keine Pinselspuren, sie ist glatt wie die einer Fotografie. Die Ski-Urlauberin wird im Profil gezeigt und ganz an den unteren Bildrand gerückt. Der goldfarbene Teint korrespondiert mit dem Gold der Kapuze. Asmus bringt die Formen des Gesichts, der Bekleidung und der Accessoires in ihrer materiellen Beschaffenheit (Oberfläche, Färbung) sehr realistisch zum Ausdruck. in ihrer Isoliertheit fast erstarrt; meisterhaft gesetzte Lichtreflexe und eine abgeschattete, dunkle Konturlinie ergeben ihre plastische Wirkung und ihre enorme Präsenz. Die Augen der Ski-Urlauberin verschwinden hinter einer großen modischen Brille.11 Doch nicht nur die Aspekte Freizeitkultur und Mode des Skisports finden in Werken der Kunstgeschichte und der zeitgenössischen Kunst ihren Ausdruck. Der Skisprung als spektakuläre athletische Disziplin der Nordischen Kombination wurde sogar mehrfach von Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) aufgegriffen: Der Brücke-Künstler lebte in den Jahren von 1918 bis zu seinem Freitod 1938 in Frauenkirch bei Davos und ließ sich etwa seit Mitte der 1920er Jahre von Wettkämpfen zu Skisportbildern inspirieren. (...)

11 Der Künstler hätte sein Gemälde freundlicherweise für die Begleitausstellung zur Verfügung gestellt. Doch leider wurde es während der diesjährigen Ausstellungstournee anlässlich des 40. Geburtstag der Gruppe Zebra – dessen Gründungsmitglied Asmus im Jahr 1965 war – beschädigt, und die Restaurierungsarbeiten gestalten sich langwierig. Peter Nagel, Dietmar Ullrich und Nikolaus Störtenbecker gehörten damals ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern. Sie opponierten gegen das vorherrschende Diktat der Abstraktion und setzten mit ihren gegenständlichen, dinghaften Arbeiten einen modernen zeitgemäßen Realismus dagegen.